Die Echte Mispel stammt - ihrem Artephitheton "germanica" zum Trotz - aus der Region des Kaukasus oder dem nördlichen arabischen Raum und wurde den Germanen erst zur Zeit der römischen Expansion bekannt. Da sie sich aber im kühleren Klima besonders gut entwickelte, wurde das Gehölz bevorzugt als Obstbaum gepflanzt und bis zum Mittelalter auch intensiv kultiviert. Andere Steinobstsorten wie Kulturapfel und Birne sind jedoch ertragreicher und besser zum Rohverzehr geeignet, und so wurde der eher kleine Baum nur noch zur Zierbepflanzung und für das Anlegen von laubtragenden Hecken verwendet.
Mespilus Germanica ist als einzige Art der Gattung monotypisch, kreuzt sich aber wild gerne mit dem verwandten Weißdorn, der ebenfalls nurmehr als Ziergehölz gepflanzt wird. Die braunen Früchte der Mispel, die sehr harte und bizarr geformte Samen enthalten, werden meistens nach Frosteinwirkung geerntet (vorher sollten sie nicht roh gegessen werden) und zu Marmelade oder auch alkoholischen Getränken verarbeitet.
Werden die Früchte vor dem ersten Frost geerntet, sollten sie luftig und lichtgeschützt, etwa in einer Kartoffelkiste, aufbewahrt werden und eine Zeit lang nachreifen. Erst im überreifen Zustand, wenn das Fleisch braun, weich und beinahe matschig ist, schmecken sie nicht mehr unangenehm herb, sondern süß aromatisch. Der Geschmack ist dann sehr komplex und erinnert an Bratapfel mit Nüssen.
Die Gerbstoffe, die die Mispeln vor der Überreife ungenießbar machen, sind ein wertvoller pharmazeutischer Wirkstoff, der in Präparaten zur Linderung von Verdauungsbeschwerden eingesetzt wird. Auch die Blätter und die Rinde sind medizinisch aktiv.
Saatgut, Inhalt: ca. 10 Samen